Samstag, 24. August 2013

Das Korsett- Teil 5 – 6 Wochen später

Heute, ja heute ist der richtige Tag zum Üben. Bis zum nächsten Ball sind es noch 2 Wochen und bis dahin sollte ich es können. Also her mit dem Ding!

Wie war das? Erst oben dann unten? Zum Glück gibt es Videos auf Youtube zu dem Thema.

Fertig. Angezogen. Also irgendwie hat sich das in dem Laden anders angefühlt. Wieso sitzt das Teil jetzt hinten auf meinem Po? Ich werde das Gefühl nicht los, ich hab was falsch gemacht. Also noch einmal. Jetzt ziehe ich das Teil erst mal aus und dann sehen wir weiter. Ich habe den ganzen Tag Zeit.

Personal. Ich brauche eindeutig Personal für den Job.

Das Korsett- Teil 4- Das Kundengespräch

Der Kaffee war lauwarm, aber schmeckte. Zuerst wurde ich nach meinem Vornamen gefragt und Victoria verrat mir den ihren. Dann bekam ich einen sehr interessanten Vortrag über die Entwicklung Handwerkskunst der Korsettschneiderei in der westlichen Ukraine.

Schon Ludwig XIV. und seine Hofdamen bestellten n der Ukraine. Die Dame von Welt bestellt immer noch dort. Als ich erzählte, dass ich drauf und dran war, mir selbst eine Schnürbrust zu nähen, war Victoria schier entsetzt. Dann erzählte sie mir ihr Leben, empfahl mir, Ballettunterricht oder zumindest Flamenco- Unterricht zu nehmen, mir einen Yoga-Arzt zu suchen und häufig das Schnüren des Korsetts zu üben.

Ich erhielt einen Einblick in die umfangreiche Freizeittätigkeit der Ballettmeisterin und erfuhr, dass Jeans an Männern nicht wirklich schön sind. Jeans sind schließlich Arbeitshosen und gehören nicht an den Mann, wenn man ausgeht.

(Wenn ich das meinem Mann erzählen würde, gingen wir nie wieder aus. An meinem Mann sind die Jeans angewachsen und er sieht darin einfach fabelhaft aus. Das habe ich Victoria aber nicht erzählt.)

Nach 90 Minuten verließ ich den kleinen Laden und machte mich mit meinem Korsett auf den Heimweg.

Das Korsett- Teil 3- Üben macht die Korsett-Trägerin

Ich wurde angehalten, das Korsett locker zu schnüren. Dazu musste ich meine Arme nach hinten führen und im Spiegel kontrollieren, ob ich das richtig machte.
Es gibt eine Regel: Beim Anziehen von oben nach unten, beim Ausziehen umgekehrt. Also ohne Spiegel würde ich gar nicht finden, wonach ich suche!

Und mein Arme! Hier heißt es: gelenkig sein- oder werden. Die richtigen Schnüre zu finden bedarf wirklich der Übung.

Nach einer halben Stunde war die Ballettmeisterin dann soweit mir zuzugestehen, dass ich jetzt aus ihrer Übungsstunde entlassen werden kann. Es gab Kaffee und ein interessantes Kundengespräch.

Das Korsett- Teil 2- Das richtige Korsett


Ich wurde nett in Empfang genommen, ich erzählte mein Anliegen und die kleine Frau, die den Laden innehat, holte aus einem Schubfach ein Korsett hervor.

Nun hieß es Anprobieren und Regeln hören. Niemals! Ja. Niemals nicht bücken, wenn man ein Korsett trägt!!! Der Rock wird über den Kopf gezogen, Alles wird über den Kopf gezogen. Außer Schuhe.
Da muss man halt jemanden haben, der den Schuhlöffel hält. Personal.

Das Korsett war eindeutig zu lang, damit konnte ich nicht sitzen, also wurde ich wieder aufgeschnürt und in ein anderes Modell eingeschnürt. Das war besser, ich lief darin herum und befand es für passend. Und: ich hatte eine Taille!! Wie geil ist das denn? Dieses Korsett musste ich haben. Aber nachdem ich der Verkäuferin das gesagt hatte, setzte sie eine strenge Ballettmeisterin- Miene auf und meinte. „Na,dann werden Sie jetzt üben.“

Und ich übte.

Das Korsett- Teil 1- Der Weg

Urlaub. Endlich Urlaub. Die Adresse für den Laden in B. hatte ich mir schon lange heraus gesucht. Das Wetter war schön. Es war im Juli nun doch Sommer geworden- und ich hatte Zeit.
Tageskarte kaufen und nach B. fahren. Mit den Öffis.

Zuerst musste ich feststellen, dass das Navi auf meinem Smartphone doof ist. Ich lief sinnlos im Kreis herum, dafür weiß ich aber jetzt, wo die „Bar jeglicher Vernunft“ ist.
Irgendwann nervte die Herumirrerei dann doch und ich fragte nach. Schließlich fand ich den kleinen Laden- nach 2 Stunden Weg!“ - und trat ein.

Die Schnürbrust

Hab ich mir doch die volle Packung bestellt, also den Schnittmusterbogen und den Stoff und eine Zange und Hülsen und und und…

Ja und dann habe ich es ausgepackt und festgestellt: die Anleitung ist auf ENGLISCH. Nun bin ich ja erfinderisch, habe S. mein Leid geklagt und sie hat mir alles übersetzt. Die Gute.

Ich schaute auf den Bogen, schaute auf die Übersetzung und ….resignierte. Zum Glück konnte ich das Ganze zurück schicken. Hiermit meinen Dank an Nehelenia Patterns. Vorzüglicher Service. Und dann bin ich losgezogen, um mir ein fertig genähtes Korsett zu kaufen.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Die Tanzkarte

Also wenn M. etwas organisiert, dann macht sie es richtig. Nicht nur, dass unsere Unterbringung und die Tanzlocation einfach perfekt waren, auch das Drumherum stimmte einfach.
Dazu gehörten auch die Tanzkarten.

Wenn jemand etwas von Tanzkarten weiß, dann N. Sie erzählte mir, dass es zur Jane-Austen-Zeit auch üblich war, Tanzfächer bereitzustellen. Hier trugen sich die Herren ein und die Damen wussten, zu welchem Tanz sie welchen Tanzpartner hatten und wann sie einfach nur dasitzen und schön sein mussten. Der Tanzfächer, oder auch die Tanzkarte wurde am Handgelenk getragen. Ein bischen Recherche im Netz ergab folgendes Bild:



Unsere Tanzkarten:


Innen standen die Tänze, dahinter konnte man den Tanzpartner eintragen. Wir waren also am Nachmittag gehörig damit beschäftigt, uns zu jedem Tanz einen Tanzpartner zu "reservieren".

Die Tanzliste selbst umfasste folgende Tänze:
1-Indian Queen, 2-Mulberry Garden, 3-Easter Morn, 4-Mr. Isaac's Maggot, 5-Arolsen-Anglaise (eine Erfindung unserer Tanzleiterin B. und ein wunderschöner Tanz. Danke dafür!), 6-Leah's Waltz, 7-Comical Fellow, 8-Hole in the Wall, 9-Mr. Beveridge's Maggot, 10-Blue Flag, 11-Childgrove, 12- The Introduction, 13-Old Bachelor, 14-Short and Sweet, 15-Merry Andrew, 16-Scotch Measure,17-Duke of Kent's Waltz, 18-Dublin Bay, 19- Holborn March, 20-Emporer of the Moon, 21.Folia

Obwohl meine Karte nicht ganz voll war, habe ich fast alle Tänze getanzt (nur nicht die schräg gedruckten).

Irgendwann spürte ich meine Füße nicht mehr. Es war einfach ein großartiger Ball. Vor allem beeindruckten mich die vielen schönen Menschen, die Roben waren phänomenal, die Frisuren der Frauen kunstvoll und alle sahen sooo toll aus. Und ich habe beschlossen, ich brauche auch so ein Robe.

Naja, es bleiben ja immerhin 5 Jahre Zeit zum Nähen lernen, dann ist der nächste Ball angesagt.



Tanzprobe und Rittermahl

Am Morgen regnete es immer noch. Das Frühstück war reichlich und lang. Gegen 10:30 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Schloss. Dort war aber noch keiner. Selbst als alle Tänzer eingetroffen waren, ging es nicht los, denn im Saal war eine Führung. Aber dann. Der Saal ist ein Augenfänger. An der barocken Decke wechseln weiße Stuckverzieungen mit bunten Malereien. Der Fußboden besteht aus kunstvoll gelegten Holzdielen. Drei kristallene Leuchter hängen in den Saal hinab. Durch die hinteren Fenster kann man in den schön angelegten Garten schauen, der aber leider nicht zu begehen war.



In diesem Ambiente tanzt es sich doch noch mal so gut. Die Probe war super organisiert, zuerst kamen die schweren Tänze, dann, am Nachmittag, die leichteren. Um 17:00 Uhr mochten meine Füße nicht mehr. Außerdem hatten wir nur noch eine Stunde bis zum Rittermahl.

Dieses wurde im Saal vom Hotel ausgerichtet. Ich habe die Speisekarte nicht mehr im Kopf (Klauen hab ich mich nicht getraut), aber es gab in Honig eingelegte Rippchen, eine traumhafte Suppe, noch mehr Fleisch, Gemüse und sogar einen Verdauungsschnaps. Das Mahl dauerte lange. Wir saßen an runden Tischen zu acht, aßen, erzählten und waren guter Dinge.

Gegen ca 20:00 Uhr hieß es Aufbruch: ins Hotel gehen und für den Ball aufhübschen. Zum Glück hat mir H. beim Hochstecken der Haare geholfen. Dann gingen wir gemeinsam zurück zum Ballsaal, wo inzwischen die Tische weg geräumt worden waren. Es regnete immer noch, aber das störte wohl niemanden, wir freuten uns einfach auf den Ball.



Mathilde

Am Wochenende war es endlich soweit. Gleich am Freitag früh schnappte ich mir den Koffer, packte ihn das 4. Mal um und brachte ihn zum Auto. Dann ging es nach Berlin, wo ich wider Erwarten tatsächlich die Adresse fand, wo ich A. abholte. Ich bin immer recht froh, dass wir die Strecke gemeinsam fahren.
Mathilde war auch mit, das ist das Navi von A.. Mit Mathilde sind wir auf der sicheren Seite. Dass Mathilde die Abfahrten immer zu früh oder zu spät ansagte,(Biegen Sie JETZT rechts ab, aber dalli!)hätten wir ja noch verknusen können, aber irgendwann war Mathilde eingeschnappt. Wir hatten nämlich eine Abfahrt in Braunschweig verpasst und nun wollte uns das NAVI über die Dörfer lotsen, was wir (wahrscheinlich dummerweise) nicht einsahen, denn wir wollten ja Autobahn fahren. Das haben wir auch gemacht, so 5 km, dann standen wir im Stau, denn auf der A7 war ein LKW umgekippt. Nun gut, passiert.

Da waren es bis Erfurt noch 175 km. Als es nur noch 75 km waren, wurden wir dann doch misstrauisch. Wir schalteten Mathilde stumm (sie hatte sowieso seit 100 km nichts mehr gesagt) und griffen auf die gute alte Straßenkarte zurück. Auweia! Mathilde hatte uns mächtig reingelegt, wir waren 100 km Umweg gefahren. Letztlich kamen wir aber doch wohlbehalten ind Bad Arolsen an, nur eben 2 Stunden später als geplant. Unfreiwillig haben wir dann so nebenbei die Deutsche Fachwerkstraße kennen gelernt.

In Arolsen hatten wir eigentlich noch einen Stadtrundgang machen wollen, denn nach unserer Rechnung wären wir locker um 16.00 Uhr da gewesen. Da es aber wie aus Kannen regnete, war das auch nicht so wild. Nachdem wir uns beim Italiener des Ortes gestärkt hatte, ging's in die Wellnesslandschaft des Hotels. Ein schöner Ausklang eines langen Tages.

Donnerstag, 21. März 2013

Nach dem Ball ist vor dem Ball

Nun ist der Ball schon wieder Geschichte. Neuerdings gehe ich woanders tanzen und dort treffe ich Leute, die keine Anfänger sind und was soll ich sagen? Das macht Spaß, großen Spaß.

Heute haben wir R.s Lieblingstanz getanzt und ich dachte so : „Das kenn ich, das kenn ich“ und dann war es eine ganz andere Musik und wir machten so Tippelschritte und es fehlte diese schwungvolle Drehung und überhaupt der Schwung. Das war kein "Old Bachelor" das war die Variante: Uralt Bachelor.

Dafür gibt es jetzt so einige Möglichkeiten, aufzutreten, aber ich muss ja wieder mal genau an besagtem Wochenende zur Fortbildung. Schöne Sch….

Jedoch, in Anbetracht der Tatsache, dass am darauf folgenden Wochenende schon der Ball in Arolsen ist, macht das nix. Ich werde mir schon noch die Füße müde tanzen, auf jeden Fall.

Als ich nach Hause fuhr, schneite es, die Bäume sahen nach Weihnachten aus. Da man aber während der Autofahrt nicht fotografieren sollte (also als Fahrer), hab ich jetzt leider kein Foto davon.

Dafür gibt es jetzt die Ansicht des Paretzer Schlosses. Dahin geht es nämlich zu Pfingsten, Ball Nummer Drei.

Sonntag, 10. März 2013

Ein Ball für Luise


Ich habe mir was geleistet: Einen Tag lang nichts tun, das war herrlich! Angefangen hat der Tag mit einem Schaumbad, danach Frühstück und dann habe ich den ganzen lieben Tag Tanzmusik gehört. Die Stola bekam noch ein blaues Band und das Internet hat mir verraten, wie man seine Lider anmalt (ich mach das sonst nicht).

Dann habe ich mir ein Schläfchen gegönnt, einen Kaffee getrunken und danach die Sachen zusammen gesucht. Ich bastelte ich mir so gut es ging eine Frisur und vermisste ganz heftig R., die mir sonst immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Währenddessen fing es an zu schneien. Das ist jetzt 14 Stunden her, es schneit immer noch, nur mal so.

Als ich fertig mich fertig angezogen, frisiert und angemalt von meinem Mann verabschiedete, meinte er, es wäre nicht richtig mit den Auto zu fahren, ich bräuchte jetzt eher eine Kutsche. In Anbetracht der Wettertatsache verzichtete ich gern auf letztere und fuhr los.

Der Ballsaal war festlich geschmückt, ganz in dunkelblau, überall Kornblumen. Ich liebe Kornblumen. So hatte ich ganz unbeabsichtigt das Kleid passend zu den Blumen an.




Die Gäste waren bis 19.00 Uhr eingetroffen. Die Dame mit den High Heels jedoch war nicht da. Gut so. Der Longway zählte ca. 13 Paare (ich stand meistens ganz hinten und habe nicht so gut zählen können). Herren und Damen waren zeitgemäß gekleidet und die Presse ließ auch nicht lange auf sich warten. Wenn ich Pech habe, finde ich mich am Montag in der Zeitung wieder.

Meine Schuhe, meine schönen blauen Schuhe, sind abgewählt. Aber so was von! Was tun mir die Füße weh! Es heißt, wer schön sein will, muss leiden, ich aber nicht. Das nächste Mal müssen die Ballerinas ran. Schließlich waren es nur 5 Tänze, dafür waren die schön lang.

Geigerin und Pianist gaben Alles. Einen Duke of Kent’s Waltz zu spielen ist bestimmt ganz nett, aber so ca. 20 Minuten lang, da muss man sich schon was einfallen lassen. Das hat die Geigerin auch getan und munter drauf los improvisiert. War wundervoll!

Zwischen durch gab es Kartoffelsuppe im Brot, nicht irgendeine, sondern eine berühmte Suppe mit einem französischen Namen, den ich jedoch gleich wieder vergaß. Ich weiß nur noch, dass der Mann, dem die Suppe den Namen verdankt, die Kartoffel nach Frankreich brachte. Jedenfalls war sie lecker, die Suppe und wurde auch hoch gelobt.

Die Organisatorin der Veranstaltung hat wirklich weder Kosten noch Mühen gescheut, um den Abend zum Event werden zu lassen. Schade nur, dass so wenige gekommen waren, in den Saal hätten locker 70 Personen gepasst.
Zufrieden und mit viel Serotonin versorgt gehe ich in den Sonntag.



Königin Luise von Mecklenburg. Strelitz
geb. 10 März 1776 in Hannover

Mittwoch, 6. März 2013

Blue Velvet

Es gibt doch tatsächlich einen Tanz, der Blue Flag- Blaue Flagge heißt. Das ist ein Kreistanz und ich mag ihn. Apropos Blau. Ich habe (mal wieder) meine blaue Phase.
Angefangen hat sie als ich nach einer Farbe für mein Tanzkleid suchte. Da war diese Sofatroddel, die dieses kühle Blau hatte. Nun hängt das traumhafte tiefblaue Kleid in meinem Zimmer.

Das blöde kommt jetzt. Ich lese Zeitung, so in echt, aus richtigem Papier. Morgens hole ich sie aus dem Briefkasten. Manchmal ist Werbung drin, manchmal geht die Werbung direkt in die blaue Papiertonne. Heute aber nicht, heute kam sie mit an den Tisch, wo der Morgentee genüsslich vor sich hin dampfte. Eigentlich wollte ich gar nicht reinsehen, aber da war dieses Foto, da waren Schuhe drauf. Schuhe, in Blau. Schön und gut, ich hätte sie wegwerfen können, die Werbung, aber dann …
müsste ich meine alten Reno-Schuhe anziehen, bei denen man nicht mehr sehen kann, ob sie nun Schwarz, Braun oder Anthrazit sind. Alt eben.

Gedacht, getan. Ich gebe es zu: ich habe gesündigt, ich habe Schuhe gekauft, in Blau, sehen aus wie Samt, Blue Velvet eben. Komischerweise passen die farblich genau zu meinem Kleid. Ich mein, wer kann da NEIN! Sagen? Mein Mann natürlich, der ist ja auch vernünftig, hat kein Tanzkleid, nur einen schwarzen Anzug, Den, sagt er, kann er immer anziehen. Es kommen auch immer mehr Beerdigungen auf uns zu, natürlicherweise, da braucht man so was. Man will nämlich nicht in der Jack Wolfskin-Jacke am Grab stehen und Blumen werfen. Sieht ja auch doof aus. Heutzutage hat jeder dritte Passant eine Jack-Wolfskin-Jacke an. Schon mal drauf geachtet?
Mein Mann nicht, der hat einen schwarzen Anzug und dazu passend: schwarze Schuhe, immer mal andere, aber immer Schwarz, weil man die so gut putzen kann. Man braucht beim Einkaufen der Schuhcreme auf nichts zu achten, nur darauf, dass es nicht Weiß ist. ER würde niemals blaue Schuhe kaufen, ICH schon.

Also habe ich die Schuhe gekauft, bei einem richtigen Verkäufer, einem, der mir den Schuhkarton von ganz unten geholt hat, denn ich kann mich gerade nicht bücken, Hexenschuss vom letzten Freitag. Da ist es gut, wenn es den klassischen Schuhverkäufer gibt. Dafür war ich dankbar.

Nun, so sinnierte ich, ist es auch schon egal und hab aus der Drogerieabteilung des Kaufhauses gleich noch blauen Lidschatten mitgenommen, also nicht nur so mitgenommen, ich hab den auch bezahlt. Lidschatten, in 4 Blautönen. Jetzt muss ich nicht nur lernen, wie man einen Lockenstab benutzt, ich muss jetzt auch noch malen lernen. Und das bis Samstag. Na prost Mahlzeit!

Zeit für den Song, der dem Beitrag den Namen gab: Blue Velvet

Sie trug blauen Samt. Blauer als Samt war die Nacht.
Weicher als Satin war das Licht Von den Sternen.
Sie trug blauen Samt.
Blauer als Samt waren ihre Augen...


Dienstag, 5. März 2013

Eintanzen

Gestern nun hat es stattgefunden, das Eintanzen für den Ball. Erfreulicherweise waren wir 7 Paare, absoluter Rekord. Aber. Es gibt leider immer ein Aber. Fünf Damen kamen eine Stunde später. Das hieß für uns andere, dass wir alle Tänze komplett neu üben mussten und wieder und immer wieder. Letztlich haben wir 3 Tänze geschafft. Im Vergleich zum letzten Montag, da waren es 5 Tänze.

Nun. So ist das wohl und Geduld ist nicht meine Stärke, nicht mit mir und nicht mit anderen. Der Tanzmeister hat sie, zum Glück!
Der Knaller aber war die Damen mit den High Heels, welcher die Tanzmeisterin erklärte, dass einerseits diese Schuhe für diese Tänze absolut ungeeignet seien und andererseits eine Gefahr für die anderen Tänzer darstellten. Half nichts, offenbar waren die Schuhe angewachsen.


Naja Benehmen ist Glücksache, manche Menschen haben halt kein Glück: Zu spät kommen, trotz höflicher Bitte die Schuhe anbehalten und während des Tanzens telefonieren und andere warten lassen. Geht Gar. Nicht.

Na, ich bin skeptisch. Auf den Ball hatte ich mich sehr gefreut, die Freude ist getrübt. Leider. Wahrscheinlich muss ich mich damit zufrieden geben, 2x im Jahr nach NRW oder Hessen zu fahren, um dort zu tanzen. Schade.

Ha! das hätte ich fast vergessen. Wir hatten Life-Musik. Ein älterer Herr, der die Tänze auf dem Klavier spielte. Den Duke of Kent’s Waltz spielte er so schnell, dass wir ganz außer Atem waren, dafür tanzten wir den Hole in the Wall dann in Zeitlupe. Ausgleich muss sein. Schön ist anders.


Mittwoch, 20. Februar 2013

Die Mister-Made-Tänze

Ich würde zu gern wissen, wer sich diese Namen ausgedacht hat und warum und wer ihn oder sie dafür bestraft hat und wie.
Mein Lieblingstanz ist ohne jeden Zweifel. Mr. Beveridge’s Maggot. In „Stolz und Vorurteil“ sieht der ja ganz nett aus, aber nichts geht über das Original. An Mr. Beveridge’s Maggot kann ich die Aufnahmefähigkeit meines Gehirns gut messen. Bin ich wach und munter, kann ich mir auch die Abfolge der Tanzfiguren merken, habe ich schon einen ganzen Tanztag hinter mir, sollte ich ihn meiden, um meine Mittänzer nicht zum Stürzen zu bringen.

Ein sehr schöner Tanz ist Mr. Isaac's Maggot (nicht zuletzt wegen der Musik, die ja unweigerlich dazu gehört), jedoch nicht so komplex, Allerdings mag ich es nicht, wenn die Stücke in einem Affenzahn durchgespielt werden. Das nimmt dem Tanz das Erhabene, das einen glauben macht zu schweben.

Dann gibt es noch My Lord Byrons Maggot. Dies ist der Tanz, der sich für Anfänger besonders gut eignet, allerdings ein wenig- ich gebe es zu- langweilig ist, weil frau da meist nur rumsteht und schön aussehen muss. Nicht gerade sehr nervenaufreibend.

Und frage ich mich: wer hat den Tänzen den Beinamen MADE gegeben? Wegen der Tanzbewegungen? Eine andere Erklärung hab ich nicht finden können, mein Langenscheidtwörterbuch sagt das so und Babelfish bietet mir auch keine andere Alternative an.

Ich meine, Tolkien hatte seine Gründe, wenn er Bauer Maggot Bauer Maggot nannte, aber warum diese Tänze? Hat Mr. Playford nicht einen schönen Namen finden können? Wurden die Tänze nach den Besitzern der Schlösser benannt, in denen getanzt wurden? Und warum gibt es dann keinen Pemberley-Tanz? Oder Mr. Darcys Maggot?


O.k. ich hör ja schon auf. Darcy gab es nicht wirklich, und wenn es ihn denn gegeben haben sollte, so hieß er sicher nicht so. Ich könnte da jetzt mal recherchieren, habe aber keine Lust darauf, denn das hilft in meiner Frage auch nicht weiter. Also belasse ich es dabei, die Maden-Tänze zu tanzen und die Füße zu sortieren. Meet and lead and hinstellen, während Paar 1 (mal wieder) auswendet...



Mr. Isaac's Maggot

Sonntag, 17. Februar 2013

Einmal Mrs. Bennet sein!

Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte auf keinen Fall 5 Töchter haben, die ich verheiraten muss. 5 Töchter haben, die einen Beruf lernen schon eher, aber eigentlich doch nicht, wenn ich mir vorstelle, sie würden alle auf die Disko gehen, irgendwann einmal nach Hause kommen(oder auch nicht) und ich liege wach und denke: "Hoffentlich fallen die nicht auf irgendwelche Kerle rein, die doch nur "das Eine" wollen. Nein, zu anstrengend, viel zu anstrengend.

Es geht um Frisuren, besser gesagt: meine Frisur. Bisher hatte ich immmer eine hilfreiche Freundin zur Seite, die aus meinen wenigen Haaren eine Frisur gezaubert hatte. Aber nun bin ich dafür selbst verantwortlich. Ich hatte erwogen, Papilotten zu kaufen und die Haare einzudrehen. "Viel zu kompliziert", meinte V.,"besorg dir einfach einen Lockenstab."

Gesagt, getan. Ich habe besorgt und heute früh fand der erste Sebstversuch statt. Auf der Packung steht: innerhalb von 60 Sekunden heiß und gebrauchsfertig.
Stecker rein, warten. 1 Minute, 2 Minuten, 3 Minuten, 4...

Irgendwann sehe ich, das Teil hat einen Schalter. Einschalten, warten, nach einer Minute kann ich loslegen. Es funktioniert leidlich. Ich muss nur üben. Immerhin habe ich noch 3 Wochen dazu Zeit. Also dann!

Mittwoch, 13. Februar 2013

Ein Kleid, ein Kleid!

Empireball? Luisenball? Pfingstball? Das sind gleich 3 Gründe auf einmal für ein neues Kleid. Ich hatte an anderer Stelle berichtet, wie gut es mir nicht gelang, mich schneiderisch zu betätigen. Also begab ich mich auf die Suche nach jemanden, der sich damit auskennt.

Nein, ich schaute nicht in die Gelben Seiten, erst mal machte ich einen Ausflug nach Babelsberg, um dort festzustellen, dass der schöne Laden, wo ich mein erstes Kleid schneidern ließ, leider nicht mehr existiert. Also zurück in die Innenstadt. Hier war doch noch ein Laden...

Fehlanzeige. Der Laden ist weg, aber das Internet hat immer auf. Nach mehrmaligem Anlauf gelang es mir, den Kontakt herzustellen. Dazu gehörte u.a., dass ich mich in der Schiffbauergasse eine Stunde lang verlaufen habe, auf der Suche nach einem Haus mit gelben Backsteinen. Das Haus gibt es, mehrmals, also im Grunde genommen sind fast alle Häuser auf dem Gelände aus gelben Ziegeln.

Naja, es klappte also. Nun die nächste Entscheidung: Welche Farbe? Rot? Hab ich schon. Weiß? Zu jungfräulich. Gelb? Ach nee. Nun ist es ein sehr schönes Blau geworden. Das Kleid ist in Arbeit und wenn alles gut geht, werde ich es in zwei Wochen abholen können.

Bekanntlich ist Vorfreude ja die schönste Freude. Jetzt habe ich sie doppelt: auf das Kleid und auf den Luisenball. Bis dahin habe ich auch meinen Häkelumhang fertig gestellt, irgendwas muss ich ja schließlich auch selbst machen.

Das Loch in der Wand

Mein erster Tanztag in Potsdam, mitten in der Stadt, 5 Minuten von meiner Arbeitsstelle entfernt. Die Leute sind nett, die Musik großartig, die Tänze leicht. Das heißt: für mich, denn hier bin ich keine Anfängerin. Ich habe Tanzerfahrung und das erste, was ich erfahre ist, dass ich mit dem falschen Bein los tanze. Insgeheim denke ich, dass das egal ist, weil ich ja beim Ball ein langes Kleid tragen werde, wo man gar nicht sieht, mit welchem Fuß ich los laufe.

Neben mir ein junges Paar, SIE will tanzen, ER kommt mit. Das Auswenden scheint eine unüberbrückbare Hürde zu sein. Das verstehe ich, Erinnerungen kommen hoch, genau so war es auch mir ergangen. Ich habe die Hürde gemeistert, weil um mich herum viele erfahrene Tänzer waren, die mir gezeigt haben, wie es geht.

So auch hier. Nach einer Stunde hat SIE den Dreh raus. ER eher nicht. Ich weiß auch nicht, was ER sich nachher anhören darf und bin froh darüber, dass ich die Tänze kenne. Nur beim "Hole in the Wall" kommen mir Zweifel. Paar EINS wendet zweimal hintereinnander aus. Bei drei Paaren ist das irgendwie....

Ich hoffe, dass sich noch mehr Leute finden, die mit tanzen. Ich jedenfalls liebe es, gehe beschwingt nach Hause, hatte 2 Stunden lang Spaß und eine riesige Serotoninausschüttung.

Ich schwebe.

Gesucht und gefunden


Mein Metier ist das Singen, keine Frage, da kenne ich mich aus, das habe ich studiert, das habe ich Jahrzehnte praktiziert. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass es etwas gibt, dass mir eine ähnliche Glückseligkeit verschafft wie das Singen. Serotoninproduzent, Synapsen-Verbinder, Stresskiller, kostenlose Droge, überall verfügbar.
Aber es gibt tatsächlich etwas, was das Singen ersetzen kann: Das Tanzen!

Nach meinem ersten Tanzkurs war ich schier verzweifelt. Stolpern über eigene Füße, blutiger Anfänger in Gesellschaft von Profis, denen ich die Tänze durcheinander brachte. Tränen der Wut über mein verdammtes Unvermögen, jede Menge Selbstzweifel. Vorsatz: nie mehr!

Aber wie das mit schlechten Vorsätzen so ist: sie halten nicht an. Ein Jahr später der zweite Versuch, dann der dritte, der vierte. Mittlerweile kann ich mir ein Jahr ohne Tanztreffen nicht mehr vorstellen. Aber was mache ich in der Zwischenzeit?

Kommt Zeit, kommt Rat oder in meinem Falle der Kollege Zufall daher und der bescherte mir einen Tanzkurs in Wohnortnähe. Nun wird regelmäßig getanzt, jede Woche. Manchmal lohnt es zu warten.